Sonntag, 31. August 2014

Nochmals Gasthaus "Rössle" - damit enden meine Blogs zur Oferdinger Historie!

Weitere Angaben zum ehemaligen Gasthaus "Rössle" Pliezhäuser Strasse 8.

Die Inschrift unterhalb des linken Fensters habe ich schon in einem früheren Blog beschrieben. Über das mögliche Alter des Hauses fand ich in der Dissertation von Dietmar H. Voges (im St.Archiv RT) zusätzliche Angaben: Die Haustüre neben dem rundbogigen Tor weist am Türsturz folgende Inschrift auf:  H C S  T M M   1724.  1724 ist vermutlich das Baujahr der Tür, mit Vorbehalt auch das des Fachwerkhauses. Die Buchstaben sind vemutlich die Namensinitialien von 2 Personen, möglicherweise der Eigentümer oder Handwerker bzw. Baumeister.
In das große, steingeleibte rundbogige Tor ist ein Sturzstein positiv eingearbeitet mit dem Handwerkszeug von Schmied und Zimmermann. Rechts vom Sturzstein die Inschrift:
1 (7) F K R M R 2 8. Wahrscheinlich ist die Jahreszahl 1728 zu vervollständigen und gibt das Baujahr der Steinleibung des Tores an. Die Initialen enthalten vermutlich den Namen des Besitzers oder Bauherrn ( F K R ) und seiner Frau ( M R ).
Aufgrund des Ortsfamilienbuches Oferdingen konnte ich die Initialen FKR - MR leider nicht identifizieren. Die einzige Person, die sich auf FKR bezieht ist Friedrich Karl  RUEB. Er ist jedoch schon im Alter von 6 Jahren am 3.11.1717 in Oferdingen verstorben. Sein Vater, Hans Michael RUEB war "ein auf dem Land umterminirender Kessler (=Kupferschmied) von Oberstroh". Dieser war wohl kaum in der Lage, solch ein stattliches Gebäude zu erstellen oder zu besitzen.



Mittwoch, 20. August 2014

Glocken der Clemenskirche (letzter Teil)

Die Glocken der Oferdinger Clemeskirche im Dreiklang.....
 
 
Beeindruckend ist auch der prächtige hölzerne Glockenstuhl aus der Zeit von 1655. Auch ist noch genügend Platz für eine weitere Glocke in der weiträumigen Glockenstube vorhanden.

Mittwoch, 13. August 2014

Glocken der Clemenskirche - (Teil 3)


Große
Glocke:
Zusammen mit noch 2 weiteren Glocken (kleine und mittlere) wurde sie  1653 von Glockengiesser Hans Conrad FLACH aus Schaffhausen gegossen und von der Gemeinde Oferdingen (unter finanz. Beteiligung von Altenburg und Rommelsbach als Filialgemeinden) für 500 Gulden angeschafft. Sie läuteten wohl erstmals zur Einweihung der wiedererbauten Kirche am Sonntag 11.11.1655. Sie ist die einzig noch verbliebene Glocke aus dieser langen Zeit mit einer kurzen Unterbrechung (dazu später mehr). Nur noch ganz wenige Glocken aus der Schaffhausener Giesserei sind heute noch vorhanden in: Trossingen, Winterlingen, Endingen, Weil der Stadt, Wutöschingen und Oferdingen und somit eine Rarität, auf die Oferdingen richtig stolz sein kann. Dabei sollte man nicht vergessen, welche finanzielle Anstrengung es die Kirchengemeinde mit ihren beiden Filialen kostete, nach der fast vollständigen Zerstörung Oferdingens, samt Kirche, Pfarrhaus und Schule am Sonntag Cantate 1638.

Beschreibung: Ton: A Gewicht 400 Kg. Durchmesser 88 cm. Höhe 75 cm. Anschlagton: a‘+1/16 Halbton. Auf der Haube vier Naturblätter. Auf dem Übergang zur Schulter je 2 Akantuspalmetten und geflügelte Engelköpfe. Schulter: Unter 3 Stegen Fries aus schmaler hängender Blüte und breitem Ornamentsmotiv im Knorpelstil als Zentrum Blattmasken. Flanke: Kartusche mit Gießerinschrift: HANS CONRAD / FLACH • VON SCHAF / HAVSEN GOS MICH, darunter 1653. Kronenbügel an der Vorderseite gerippt. Auf der Vorderseite ist ein Kruzifixus gegossen.

Trotz ihres hist. Wertes wurde sie zusammen mit der mittleren Glocke am 12. Febr. 1942 abgenommen und zusammen mit der mittleren Glocke und einer Altenburger Glocke auf einen Pferdeschlitten von Gottlob Raiser verladen und der Materialsammelstelle zugeführt.
Das Bild habe ich entnommen aus der Broschüre "Begegnungen" der ev. Kirchengemeinde: links ist die mittlere Glocke zu sehen, rechts die grosse von Flach, Schaffhausen. In der Mitte die Altenburger Glocke.

Kaum zu glauben, aber wahr:
Mit ca. 90000 anderen Glocken landete sie auf dem zentralen Glockenfriedhof in Hamburg-Veddel unter der Bezeichnung 18-28-81 und wartete dort auf ihre Einschmelzung. Etwa 10-16000 überlebten den Krieg, darunter auch die Oferdinger Glocke von Flach. 1948 erhielt Pfarrer Kraft die Nachricht, dass die Gemeinde ihre Glocke wieder zurückerhalte. Zunächst wurde sie in das Bezirkslager Lünen/Westf. geschickt und von dort aus nach Reutlingen. Für einen Tag am 2.3.1948 lagerte sie bei der Spedition RHENUS, die dafür 10 Mark Lagergebühr verlangte, und kam am selben Tag nach Oferdingen wo sie von den Schulkindern, Lehrer, Pfarrer und der ganzen Gemeinde empfangen wurde. Am Freitag, 5.3. wurde eine Heimkehrfeier veranstaltet und die bis dato namenlose, wiedererlangte Glocke von Pfarrer Kraft auf den Namen: "Friedensglocke" getauft, der darüber ein Gedicht verfasste und vortrug. Die feierliche Inbetriebnahme erfolgte am Konfirmationssonntag Judica (28.3.) 1948. Es wurde bestimmt, dass am Tag der Heimkehr jedes Kriegsgefangenen die Friedensglocke in den späten Abendstunden geläutet werden sollte.

Frage:
kann sich noch jemand erinnern, wer und wie diese Glocke von der Spedition Rhenus am Reutlinger Güterbahnhof nach Oferdingen transportierte? Es wäre das letzte Glied in der schlüssigen, fantastischen Glockengeschichte.



Mittwoch, 6. August 2014

Glocken der Clemenskirche (Teil 2)



Die mittlere
Glocke
(Gebetsglocke):

Gewicht 259 Kg, Durchmesser 77 cm. Anschlagton: c‘‘+1/16 Halbton, gegossen 1950 von der Glockengiesserei KURTZ Stuttgart. Auf der Vorderseite ist ein Kreuz eingegossen. Schulter: Unter dem Steg ein Band aus sich überkreuzenden Ähren. Unten über dem Steg ist zu lesen:
O LAND, LAND, HOERE DES HERRN WORT 

Auf der Rückseite: Oferdingen 1950 mit der Gießermarke Kurtz des Glockengießers KURTZ, Stuttgart.

Geläutet wird sie täglich um 11 Uhr nach der kleinen Glocke und um 20:15 Uhr. Zum Gottesdienst beim Vorläuten um 9:30 und 10:00 Uhr und natürlich beim "Zusammenläuten" zu Gottesdiensten, Hochzeiten, Beerdigungen, jeden Samstag um 18:00 Uhr und beim Einläuten des Neuen Jahres.
Ihre Vorgängerin wurde 1922 von Fa. Kurtz in Stuttgart gegossen und 1940 der "Materialreserve" zugeführt. Davor war eine Glocke, gegossen 1778 von Glockengießer Christ. Ludwig Neubert in Ludwigsburg. Sie wurde 1917 ebenfalls der "Materialreserve" zugeführt.